Goethe, Vulpius, Nitsche und Karl May - Neuhausen bei Rehau

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Grenz-Ansichten aus unserem kleinen Dorf

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Goethe, Vulpius, Nitsche und Karl May

Alte Ascher Straße
Goethe, Vulpius, Nitzsche und Karl May besuchten unser kleines Dorf.

Goethe war hier, jedenfalls sechs Mal ist er auf der Ascher Straße zur böhmischen Bäderstadt "Carlsbad" gereist. Zwischen 1807 und 1812 erwähnte Goethe Neuhausen in seinen Tagebüchern. Auch Dr. Hans Bauer erwähnt Neuhausen in seinem Buch: "Goethe: Franken, Wein & Frauen", zudem ist noch eine heitere Geschichte von Christiane Vulpius zu lesen, die dann wohl auch durch Neuhausen fuhr.
Steckbrief von Johann Wolfgang von Goethe
Geburtsdatum: Donnerstag, 28. August 1749

Geburtsort: Frankfurt am Main, Heiliges Römisches Reich (heute Deutschland)

Todesdatum: Donnerstag, 22. März 1832 (†82)

Sterbeort: Weimar, Thüringen, Deutschland

Grabstätte: Weimarer Fürstengruft, Historischer Friedhof, Weimar
Goethe (Stieler 1828)
(Quelle:Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Goethe - Tagebücher
Weimar 1919, 15. Band
Register S. 93
Goethe Band III, S. 273, Z. 6
8. September 1807
von Carlsbad nach Weimar

"früh um fünf von Eger über Franzenbrunn...
Neuer Mauthner an der Mauth.
Glatt und dicht abgeschorene Wiesen. In Neuhaus(-en) zu
Mittag gegessen. Um 1 Uhr abgefahren durch Rehauer Wald.
Alles Thonschiefer, weniger Kieselschiefer, jedoch die
Chaussee ganz davon. Um 5 Uhr in Hof angekommen Verschie-
dene Unterhaltungen und gutes Abendessen.
Schema zu einem Trauerspiel weiter ausgeführt..."
Band IV, S. 121, Z. 23
18. Mai 1810
von Weimar nach Carlsbad

"In Neuhof (=Neuhausen) gefüttert. Detachement von Fran-
zosen, etwa 12 Mann und 1 Offizier , sehr sauber gekleidet
und machten vielerley Späße. Einiges gezeichnet. Nachher
über Asch und die Mauth; am Quarzfelsen etwas gespeist...
Gegen Abend in Franzensbrunn. An den Brunnen gegangen,
Wasser getrunken, in Schwan logiert."
Band IV, S. 216, Z. 7
29. Mai 1811
von Carlsbad nach Weimar

"Um 8 von Eger ab, . . . Mittags in Asch. Unterhaltung mit dem
Postmeister, über das neue Bad Anschowitz zur alten Töpel
gehörig, ein lauer Brunnen, vielleicht Schwefelhaltig, daher
ihn das gemein Volk den Stink nennt, zwischen Plan und
Töpel gelegen nicht weit von ersteren. In Neuhaus (= Neuhau-
sen) angehalten. Frau und Herrn von Riedesel angetroffen.
Donnerwetter und Regen, ging aber bald vorbei. Unangenehmer
Weg. Um 6 Uhr in Hof."
Band IV, S. 277, Z . 12
2. Mai 1812
von Hof nach Carlsbad

"Zu Neuhaus (-en) gefüttert. Einiges gezeichnet, die Straße
war frequentierter an Wanderern, als sie sonst zu sein
pflegt, die Vögel sangen in den Fichtenwäldern und alles
war guten Muths..."

(she. auch Brief an Christiane Vulpius vom 3.5.1812)
Band IV, S, 278, Z. 7
2. Mai 1812
von Weimar nach Carlsbad

"An den Wegen von Hof bis hierher ist wenig oder nichts
gebessert, einige haben sich sehr verschlimmert , wie der
von Neuhaus (-en) auf Asch."
Aus dem Buch: Goethe " Franken Wein und Frauen"
Neuhausen, ein Grenzort zu Böhmen, lag sehr oft an Goethes Weg ins Fichtelgebirge oder wenn er, wie es meist der Fall war, nach Karlsbad und Marienbad anreiste bzw. sich auf der Rückreise aus den böhmischen Bädern befand. Insgesamt 24mal durchquerte er den Ort, und einmal speiste er hier sogar zu Mittag:

  1. 27. Juli 1786: Anreise nach Karlsbad
  2. 09. August 1795: Rückreise aus Karlsbad
  3. 30. Juni 1806: Anreise Karlsbad
  4. 06. August 1806: Rückreise Karlsbad
  5. 27. Mai 1807: Anreise Karlsbad
  6. 08. September 1807: Rückreise Karlsbad; Goethe speist hier zu Mittag
  7. 14. Mai 1808: Anreise Karlsbad
  8. 12. September 1808: Rückreise Karlsbad
  9. 18. Mai 1810: Anreise Karlsbad
  10. 14. Mai 1811: Anreise Karlsbad
  11. 29. Juni 1811: Rückreise Karlsbad
  12. 02. Mai 1812: Anreise Karlsbad
  13. 13. September 1812: Rückreise Karlsbad
  14. 25. Juli 1818: Anreise Karlsbad
  15. 14. September 1818: Rückreise Karlsbad
  16. 27. August 1819: Anreise Karlsbad
  17. 27. September 1819: Rückreise Karlsbad
  18. 29. Mai 1820: Rückreise Karlsbad
  19. 28. Juli 1821: Anreise Marienbad
  20. 13. September 1821: Rückreise Marienbad
  21. 18. Juni 1822: Anreise Marienbad
  22. 27. August 1822: Rückreise Marienbad
  23. 29. Juni 1823: Anreise Marienbad
  24. 11. September 1823: Rückreise Marienbad

Das kleine Grenznest Neuhausen erreicht man, wenn man von Rehau kommend eine lange und schier endlose Waldzone durchquert hat. Plötzlich öffnet sich eine Rodungsinsel, in der der nur aus wenigen Häusern bestehend Weiler liegt. Vor der Wende muss man sich hier am Ende der Welt gefühlt haben. In der entgegengesetzten Richtung führt eine Allee am Waldrand entlang auf böhmisches Gebiet - sie ist heute sogar als Radweg ausgewiesen. Der alte Gasthof, in dem Goethe einkehrte oder Rast machte, ist noch erhalten, steht aber seit vielen Jahren leer und dämmert endgültigem Verfall entgegen. Eine Inschrifttafel berichtet, dass er hier fünfmal "pausierte": 1807, 1810, 1811 und 1812.

Die Reisetagebücher bestätigen dies:
"In Neuhaus zu Mittag gegessen" (8. September 1807);
"In Neuhaus gefüttert" (18. Mai 1810);
"In Neuhaus angehalten" (29. Juni 1811);
"Zu Neuhaus gefüttert" (2. Mai 1812);
"Um 1 1/2 nach Neuhaus. Um 1 1/2 von da weg" (13. September 1812).[81]

Auch das ehemalige Zollhaus steht noch; hier haben Goethe und seine Reisebegleiter wohl ihre Pässe vorlegen müssen.
Franken Wein & Frauen
Goethe Band IV, S. 321, Z. 24
13. September 1812

von Carlsbad nach Weimar
"Um 7 Uhr bei starkem Nebel von Franzensbrunn (Franzensbad.
Um 11 1/2 nach Neuhauß (= Neuhausen). Um 1 1/2 von da weg
und um 5 1/2 in Hof angelangt . Zeitungen gelesen, die die
Einnahme von Smolensk berichten. Gegen acht Uhr zu Abend
Gegessen. Einiges gezeichnet. Nach zehen Uhr zu Bette."[6]
Goethes Christiane
1815 ist Goethes Christiane mit ihrer Gesellschafterin auf der Reise zur Karlsbader Kur. Auf dem Weg nach Neuhausen hat sie eine bemerkenswerte Begegnung, die sie ein wenig durcheinander bringt, wie sie Goethe in ihrem Reisebericht mitteilt: "Wie wir von Hof weg waren und kamen in den Rehauer Wald, so wurden wir sehr angenehm überrascht: Es begegneten uns zwei Droschken, die wir von weitem für Russen hielten und schon ziemlich verlegen waren; aber wie groß war unser Erstaunen, als es näher kam und wir sahen, dass es unser Großherzog war. Er grüßte uns sehr freundlich; wie er einige Schritte vorbei war, fragte er seine Leute, wer wir wären. Er ließ sogleich anhalten und stieg aus, um zu meinem Wagen zu kommen. Wie ich es sah, so stieg ich geschwind aus, um ihm entgegen zu gehen. Er war sehr gnädig und fragte gleich nach dir, erkundigte sich nach meinem Befinden und wünschte mir Glück zu meiner Kur." Christiane ist verwirrt über die Begegnung mit Carl August, es ehrt sie, dass er anhalten lässt und ihr die Ehre des kurzen Gesprächs erweist, und als er sie fragt, wo denn ihr Mann gerade sei, gibt sie die falsche Auskunft: Er sei in Teplitz sagt sie. Doch der hohe Herr fragt nach, weil er es besser weiß - er sei doch am Rhein! - und Christiane muss sich korrigieren: "Da fiel mir erst ein, dass ich mich versprochen hatte." Ob die Begegnung mit ihrem Landesherrn der Grund für ihren Versprecher war? Es könnte auch sein, dass es die Tatsache war, dass der Herzog in Begleitung eines russischen Offiziers ist: "Es war ein wunderschöner Russe bei ihm, es musste ein Fürst sein, er hatte eine Menge Orden, war noch jung und war, was man einen schönen Mann nennen kann. Wir haben ihn den ganzen Weg nicht vergessen können." [82]
Quelle: 81
WA III Band 3 S. 272, III Band 4 S. 121, III Band 4 S. 215,
III Band 4 S. 276, I11 Band 4 S. 321
Quelle. 82
DAMM 2001, S. 466/467
Quelle: [7]
Friedrich Nietsche in Neuhausen
Friedrich Nitzsche, ein weiterer Dichter und Denker fuhr etwas Später durch unser Dorf. 1863 besuchte F. Nitzsche Asch, dabei fuhr er durch Neuhausen. Womöglich Übernachtete er im alten Tanzsaal des Becks Gasthof, auf dessen Streu. Im Erdgeschoss des Tanzsaales befanden sich Pferdeställe. 1863 berichtete Nietzsche in einem Brief an die Schwester über seine "Abenteuer" im Fichtelgebirge:

"... nach Asch, böhmische Passrevision ..., abends nach Neuhausen, baierischem Grenzort, dort mit dem Direktor getrunken bis 12. Dann in Asch geschlafen." Erneut "über die baierische" Grenze: "Dorfkneipe, zwischen Fuhrmann und Hausknecht auf der Streu. Schnarcht gewaltig, stinkt nach Pferd". [8]
Karl May als Schmuggler
Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, war die Ascher Straße und der Übergang nach Böhmen auch ein Ort des Paschens (Schmuggel), vielmehr sie ist es heute noch. Bekanntester Schmuggler wird wohl Karl May gewesen sein, der auf dem Weg nach Eger durch Neuhausen gegangen sein musste.

" Es muß gesagt werden, daß unser Rendezvous das Städtchen Rehau in Oberfranken war. Von da wanderten wir, die vier Cigarren schmuggelnd, nach Asch, und dann ging es auf Eger zu." Quelle: [14]
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Ein Dorf an einer Grenze inmitten Europa - 2011 © Armin Herold
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